Wenn der Präsident der Schützen mit Popstars krökelt und abklatscht, der Opernintendant unter den skeptischen Augen eines Chefredakteurs mit einem ferngesteuerten Hubschrauber Bruchlandungen hinlegt und der Regionspräsident beim Basketball besser das Sakko ablegt, dann muss es ein besonderer Abend sein. Zum zweiten Mal trafen sich in der Regel sehr seriös auftretende Herren der Stadtgesellschaft, um für die HAZ-Weihnachtshilfe das Kind im Mann zu wecken. Auf Einladung des Spielwarenhändlers Heinz Lehmann wurde bei idee+spiel mehr als vier Stunden lang gepokert, gewürfelt und gezockt – und
Spenden und Aktionsideen für Menschen in Not gesammelt. Die 40 Gäste lockerten schnell ihre Krawatten, gingen geflissen zum Du über, und manches Hemd hing gegen Mitternacht leger über dem Hosenbund. Bei Bier, Brezeln und Boccia lässt sich eben anders ins Gespräch kommen.
So fuhr Johannes Janke vom Vorstand des Freiwilligenzentrums mit Lions-Präsident Hardy Freitag an der Carrera-Rennbahn um die Wette. Entertainer Desimo zockte mit HAZ-Chefredakteur Hendrik Brandt am Krökeltisch. Und der Chef vom Theater am Küchengarten, Nils Wintering, unterhielt sich beim Dart mit Kulturveranstaltern wie Lutz Rädecker und Erwin Schütterle. Schützen-Chef Paul-Eric Stolle bewegte elegant einen Funklastwagen, Madsack-Verlagsleiter Günter Evert überzeugte beim Poker, Bürgermeister Bernd Strauch, der sich bescheiden als Vertreter des Jazz-Clubs vorstellte, spielte „Song of Joy“ auf einer Minidrehorgel, und Opernintendant Michael Klügl nahm mit kraus gezogener Stirn Abstand von Fernsteuerungen: „Hubschrauber sind der Horror.“
Am Abend setzte sich der Sänger der Band Ich Kann Fliegen („Abenteuer“), Niko Stege, beim Pokern durch. An der Rennbahn schlug der Sprecher der Messe AG, Hartwig von Saß, alle Mitfahrer, und bester am Billardtisch wurde der Organisator der Skate-by-Night-Fahrten, Detlef Rehbock. Alle drei unterstützten im vergangenen Jahr die Weihnachtshilfe. Die Messe AG sammelte Spenden bei der Weihnachtsfeier, Stege buk mit Passanten Plätzchen, und Rehbock bereitet derzeit mit der City-Gemeinschaft schon den zweiten Santa Run vor. Der beste am Funkhubschrauber, Regionspräsident Hauke Jagau, versprach, beim Weihnachtsmarkt sammeln zu wollen. Und Spielwarenhändler Heinz Lehmann sagte trotz der Schließung seines Spielzeugladens zu, die Männerspielabende 2014 fortzusetzen – zugunsten der Weihnachtshilfe. „Der Männerspielabend war einst aus einer Idee für die HAZ-Weihnachtshilfe entstanden, darum unterstützen wir die Aktion weiter“, sagte Lehmann. Euphorisch rang sich der Inhaber auch zu einer Programmreform durch. Bei der dritten Ausgabe sei durchaus ein gemischter Abend denkbar. Die Herren waren nicht abgeneigt – sie sind ja schon im Training.