An diesen Kantinenbesuch erinnern sich Ernst Müller und Hans-Dieter Bader noch sehr genau. Der „Freischütz“ feierte Mitte der siebziger Jahre wieder einmal in der Oper Premiere. Für Müller, der Musikdirektor und Langenhagener Dirigenten, war es schon die sechste oder siebte Premiere überhaupt. Nun lauschte er beeindruckt dem Kammersänger Bader und wollte ihn besser kennenlernen. Also wartete er direkt in der Opernkantine. Man verstand sich und wagte ein Experiment. „Bader sollte der erste Tenor werden, der mit einem Blasorchester auf Tournee gehen sollte“, sagte Müller. Es gab keine passenden Noten, Arrangements, Vorbilder. Sie versuchten es trotzdem. Damals ahnten sie noch nicht, dass sie eine 40-jährige Bühnenkarriere planten.
Derzeit konzipieren Müller und Bader das Benefiz-Konzert im Theater am Aegi am 2. Januar. Wie im vergangenen Jahr soll es zum Jahresanfang für die HAZ-Weihnachtshilfe eine Mischung aus klassischen Kompositionen, schwungvollen Märschen und bekannten Melodien geben. Im Langenhagener Stadtteil Hainhaus treffen sie sich dafür in der Wohnung von Detlef Leonenko, Vorsitzender der Langenhagener Symphonikern, und sprechen über klassiche Musik, moderne Entwicklungen und passende Titel für den Konzertabend. Und nicht selten verlieren sie sich in gemeinsamen Erinnerungen. In Japan spielten sie 1989 zur Expo in Hiroshima, Tokio, Osaka und Kyoto. 1991 traten sie in Chile auf. In Santiago kamen 25000 Menschen zum Konzert. „So viele Menschen haben wir noch nie in unserem Leben gesehen“, erinnert sich Müller. 1998 ging es nach Vietnam. Müller und Bader kämpften gegen Dauerregen und mussten die Konzertreise wegen einer Flut abbrechen. „Die Instrumente wurden vom Regen angegriffen, der Busfahrer fuhr nur noch durch das Hochwasser davon,“ erzählt Müller. „Wir hatten etliche Konzerte, aber so eine Tour vergisst man nicht“, sagt Bader.
Im trockenen Haus in Langenhagen am Flügel arbeiten die Musiker problemlos zusammen. „Ich kenne keinen Tenor, der so genau nach dem Taktstock singt“, sagt Müller. Probleme? „Gab es eigentlich nie“, sagt Bader. „Wir haben einfach oft einen Wein miteinander getrunken.“ Zudem stimmte die Mischung der Kompositionen: „Dein ist mein ganzes Herz“, „Granada“ und das „Chianti-Lied“. „Wir haben immer für das Publikum gespielt“, sagt Müller. „Viele kennen manche klassischen Lieder nur noch als Klingelton, nicht von Konzerten“, sagt Detlef Leonenko. „Darum wird das Neujahrkonzert auch viele junge Leute ansprechen.“ Für das Aegi wollen die Musiker die Lust an großen Kompositionen wecken. „Freunde, das Leben ist lebenswert“ ist das Motto des Abends. „Die lustige Witwe“ steht genauso auf dem Programm wie viele musikalische Klassiker und Überraschungen. Müller ist 78 Jahre alt, Bader wird 80. „Nichts ist schwerer als die leichte Muse“ sagt Müller. Und der leidenschaftliche Operetten-Freund Bader nickt. Eine zeitlose Weisheit.
Das Konzert im Theater am Aegi beginnt am 2. Januar um 19 Uhr. Karten gibt es in den HAZ-Ticketshops. Die Einnahmen unterstützen die HAZ-Weihnachtshilfe.