Mia, Nevio und Gianluca halten ihre Eltern gewaltig auf Trab. Der Tag von Tea und Benjamin L. beginnt morgens um 5 Uhr, wenn das erste Kind wach wird, und endet mit dem Zubettgehen des letzten Kindes gegen 22 Uhr. „Sie schlafen zwar auch tagsüber“, sagt die Mutter der im März geborenen Drillinge. „Aber nie gleichzeitig.“ Jetzt, acht Monate später, fangen die beiden Jungen und das Mädchen an zu krabbeln. Damit müssen die Eltern jetzt noch aufmerksamer sein als bisher, um ihre Kinder im Blick zu behalten. Das größte Problem aber ist die Wohnsituation der Familie.
Ihre Wohnung befindet sich in der dritten Etage eines alten Mietshauses. Um mit den Kindern zum Arzt oder ins Familienhebammenzentrum in die Kurt-Schumacher-Straße zu fahren oder einfach nur an die frische Luft zu gehen, ist jedes Mal ein Kraftakt erforderlich. „Es dauert mindestens eine halbe Stunde, bis Fläschchen, Wasser, Windeln, Sachen zum Wechseln und Spielsachen für alle drei zusammengepackt sind“, erzählt Vater Benjamin, der für ein Jahr Erziehungsurlaub genommen hat, um die Kinder gemeinsam mit seiner Frau zu versorgen. Dann wird alles nach unten geschleppt – zuerst die Taschen, dann die Kinder. Weil die Familie häufig mit der Stadtbahn unterwegs ist, stellt sich jedes Mal die Frage, welche Station einen Hochbahnsteig oder Fahrstuhl hat. Denn anderswo kann die Familie mit dem Drillingskinderwagen nicht aussteigen.
Und jetzt, wo die Kinder mobiler werden, wird die 73 Quadratmeter große Dreizimmerwohnung zu klein. Im Wohnzimmer stehen mittlerweile drei Hochstühle und zwei große Laufställe. Der ursprünglich als Kinderzimmer vorgesehene Raum reicht nicht, um dort drei Kinderbetten aufzustellen. Deshalb steht das dritte Bettchen im Schlafzimmer der Eltern. „Wir brauchen dringend eine größere Wohnung“, sagen Tea und Benjamin wie aus einem Mund. Möglichst mit vier Zimmern, entweder im Erdgeschoss oder in einem Haus mit Fahrstuhl – bis 950 Euro warm könnten sie zahlen.
Seit eineinhalb Jahren, seitdem die Familie weiß, dass sie sich erheblich vergrößern wird, ist sie auf Wohnungssuche. „Wir haben schon einige Male zu hören bekommen, dass drei kleine Kinder nicht in die Hausgemeinschaft passen“, berichtet Benjamin L., ein Restaurantkaufmann. Als zusätzlicher Ablehnungsgrund kommt manchmal noch ihr Jack-Russell-Terrier Vito hinzu. „Wir haben ihn als Welpen bekommen und wollen ihn nicht ins Tierheim geben“, meint Tea L.
Das Ehepaar ist seit fünf Jahren verheiratet, Tea L. kam 2001 aus Georgien nach Hannover. Dort hatte sie als Grundschullehrerin Geschichte und Religion unterrichtet. Von ihrem Studium wurden in Deutschland nur drei Semester anerkannt, weshalb sie ihren Abschluss nachholen wollte. Weil sie aber gleichzeitig Geld für ihren Lebensunterhalt verdienen musste, brach sie ihr Studium vorerst ab, um zu kellnern. Ob und wann sie es wieder aufnehmen kann, ist ungewiss. Ehemann Benjamin, Deutscher mit italienischen Wurzeln, war bis zu seinem Erziehungsurlaub ebenfalls in der Gastronomie beschäftigt. Er möchte so schnell es geht wieder arbeiten.
Unterstützung erhält die Familie zurzeit noch von einer Familienhebamme. Für die Eltern ist es schon eine große Erleichterung, wenn sie die Kinder badet. Dann können Tea und Benjamin L. mal gemeinsam etwas essen oder sich für einen Moment ausruhen. Eine Familienhelferin, die den Eltern für zwei Stunden pro Woche vor allem bei Formalitäten behilflich ist, versucht gerade, ein ehrenamtliches Netzwerk zu organisieren – Freiwillige, die bei der Betreuung der Kinder oder im Haushalt für ein paar Stunden mithelfen. Denn auf ein soziales Umfeld kann die Familie nicht zurückgreifen. Benjamin L.s Familie lebt zwar in Hannover, aber ausgerechnet zur Geburt der Kinder musste sich seine Mutter einer Operation unterziehen. Weil es Komplikationen gab, fiel sie als unterstützende Kraft aus – bis heute. Aufgrund der Einreisebestimmungen gestaltet sich auch ein Besuch von Tea L.s Mutter aus Georgien schwierig.
„Der Anfang mit unseren Kindern war schon hart“, sagt der Vater der quirligen Drillinge. „Wir waren völlig auf uns allein gestellt.“ Nevio, Mia und Gianluca kamen in der 34. Schwangerschaftswoche zur Welt, sechs Wochen zu früh, aber zum Glück gesund. Bei der Geburt wogen sie zwischen 1490 und 2090 Gramm. Nach sechs Wochen im Kinderkrankenhaus Auf der Bult kamen sie nach Hause. „Vor allem die beiden Jungen haben am Anfang fast nur geschrien, sie hatten diese Dreimonatskoliken“, erzählt Tea L. Inzwischen haben sich alle drei prächtig entwickelt, sie sind aufgeweckt, lachen viel und wiegen zwischen acht und knapp zehn Kilogramm. „Sie sind unser ganzes Glück“, sagt Tea L. strahlend.
Dennoch bedeutet jeder Tag eine Herausforderung. Die Eltern wechseln sich mit dem Schlafen ab, um überhaupt zur Ruhe zu kommen. Hinzu kommt, dass die Kinder unterschiedliche Schlafrythmen haben. Mia und Gianluca gehen mit ihrer Mutter gegen 18 Uhr schlafen, Nevio hingegen wird erst zwischen 21 und 22 Uhr müde, dann bringt ihn sein Vater ins Bett. Um nicht den Überblick zu verlieren, führen die Eltern Listen, wann welches Kind gegessen hat und wie viel. Ihr gesamtes Leben kreist um die Kinder.
Finanziell kommt die Familie einigermaßen zurecht. „Wir selbst gönnen uns nichts mehr. Es geht alles für die Kinder drauf“, sagt der 27-jährige Vater. Dennoch fehlt es an Winterkleidung und Spielzeug für die Kinder. Benötigt werden auch ein drittes Kinderbett und ein Kleiderschrank.
Und ein paar ruhige Momente.
Alle finanziellen Hoffnungen ruhen jetzt auf der HAZ-Weihnachtshilfe. Wer Familie L. eine Wohnung anbieten möchte, wendet sich bitte per E-Mail an weihnachtshilfe@haz.de
Von Veronika Thomas
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