Herr von Garnier, Sie treten auf dem Weihnachtsmarkt in der Altstadt auf. Was verbinden Sie mit Weihnachten?
Ich trete gern auf Weihnachtsmärkten auf, zumindest wenn sie beheizt sind. Kleiner Scherz. Ich mag die Atmosphäre, die Stimmung der Menschen. Ich mag die Adventszeit seit Kindertagen. Ich bin kein katholischer Fanatiker, aber ein gläubiger Mensch. Und ich glaube, dass diese Zeit Kraft geben kann.
Beim Weihnachtsmarkt wird für die HAZ-Weihnachtshilfe und für Menschen in Not gesammelt. Wie wichtig ist Ihnen der Aspekt der Hilfe und der Nächstenliebe?
Sehr wichtig. Und ich helfe gern mit. Denn ich habe immer geholfen, auch als es mir selbst nicht so gut ging.
1998 sind Sie der Liebe wegen nach Kroatien gegangen. Fünf Jahre später fuhren Sie mit den letzten 50 Euro von Zagreb nach Österreich. Wie sind Sie mit dieser Situation umgegangen?
Die Liebe war einfach zerbrochen, ich war pleite und seelisch und körperlich kaputt. Ich fuhr von Österreich nach Zürich. Dort holten mich Freunde ab und halfen mir, und ich kam nach Konstanz. Ich stellte mich direkt in Fußgängerzonen, um zu singen.
Was für Lieder trugen Sie vor?
Vor allem alte amerikanische Oldies, Soulperlen. Das war tatsächlich ganz angenehm. Die Menschen blieben stehen, es bildeten sich Trauben, und ich bekam erste Möglichkeiten aufzutreten. In meiner alten Gegend war ich nicht ganz vergessen. Ich trat viel an Wochenenden auf und bekam wieder Jobs vermittelt.
2009 sangen Sie beim „Supertalent“. Welchen Anteil hatte die Castingshow an ihrer künstlerischen Laufbahn?
Einige Bekannte rieten mir, dort hinzugehen. Der Hype war groß, die Aufmerksamkeit auch. Ein Produzent kam auf mich zu und produzierte mit mir ein Album. Vor allem der Song „Alles wird gut“, der längst zu meinem Lebensmotto geworden war, lief im Radio. Nur Fernsehauftritte blieben aus, ich war ein wenig alt für die Rolle des Newcomers.
Und nach dem Hype? Wie läuft es?
Gut. Ich habe im vergangenen Jahr angefangen, selbst zu komponieren und eigene Songs zu schreiben. Die CD „Alles wird gut“ enthielt ja vor allem deutsche Interpretationen von bekannten Songs. Vielleicht erscheint im Frühjahr schon ein neues Album. Aber ich weiß nicht, ob es ankommt. Denn die neuen Songs: Das bin ich pur. Es ist kein Schlager fürs große Publikum, aber ich will auch gar nicht kommerziell erfolgreich sein. Ich möchte mein eigenes Ding machen. Ich rechne mit keiner großen Rente, also werde ich so lange singen, wie es meine Stimme mitmacht. Ich ziehe es durch und freue mich darauf.
Viele verbinden mit der Weihnachtszeit Botschaften für Menschlichkeit. Sie auch?
Ich möchte, dass die Menschen zumindest zu Weihnachten endlich mal kapieren, dass es falsch ist, Kriege zu führen, die keine positiven Ausgänge erwarten lassen. Ich habe darum einen Antikriegssong geschrieben. Vielleicht trage ich den sogar in Hannover vor.